edelfies
--- Zeitgeschehensreflexionen im Wirrwarr der Lebensfluten
Freitag, 6. Dezember 2013
Dienstag, 30. April 2013
Aufruf zur Alleinunternehmung.
Aufruf zur Einsamen
Unternehmungslustigkeit!
Ich möchte heute von den
diversen Profiten einsamer Unternehmungen sprechen:
Kürzlich war ich alleine
im Theater. Das war schön. Und schrecklich. Ich sah mir die
Inszenierung von „Jeder stirbt für sich allein“ im
Thalia-Theater an. Ins Thalia-Theater sollten wir alle viel häufiger
gehen. Ein bald am Sternenhimmel der Theaterwelt aufsteigender,
ambitionierter Jungkünstler beriet mich erst kürzlich bezüglich
der renommiertesten Theater Deutschlands. Er mutmaßte, das
Thalia-Theater sei das Beste unseres Landes. Bisher kann ich dem nur
beipflichten. Zunächst durfte ich „Faust I“ aus der aktuellen
Spielzeit im Thalia bestaunen und ich bereue es nicht, den Weg
dorthin alleine gemacht zu haben, denn nachdem meine Erwartungen an
„Faust I“ dank eines Schulausfluges in das Lübecker Theater so
schwer verwundet wurden, dass sie sofort per Notarztwagen auf die
Intensivstation mussten und aufgrund zu schwerwiegender Traumata
vorübergehend ins künstliche Koma versetzt wurden, konnten sie nun
endlich wieder erweckt werden. Nach dem Bestaunen des Stückes war es
sogar möglich, sie ohne Rehabilitationspflicht ein paar Runden über
die große, schwarzhölzerne Bühne steppen zu lassen, denn meine
Erwartungen wurden de facto übertroffen. Meine Empfindungen für
Goethe spielen sich nun endlich wieder auf einem für Goethe
angemessenen Niveau ab, sodass ich ihn auch bei Bedarf angemessen
propagieren kann, nicht mehr von dem verstörenden Lübecker
Theatererlebnis beirrt.
Mein nächstes Experiment
im alleinigen Theaterbesuch startete ich mit einem Werk von Hans
Fallada. Damit begab ich mich auch auf ein höheres Level der
Alleinunternehmungsschwierigkeitsskala, denn der Kontext des Romans
umfasste den Widerstand gegen das Naziregime vor 1945. Grübeln
vorprogrammiert. (Hoffentlich liest mein Akupunkteur das nicht, er
hat mir nämlich gesagt, dass Grübeln schlecht für meine
geschwächte Milz ist.)
Jedenfalls liefen mir
beim Sehen von „Jeder stirbt für sich allein“ mindestens 4 kalte
Schauer den Rücken herunter, Gänsehaut überfiel mich und lies mich
nicht mehr los, ich musste 300 Milliliter stille, salzige Tränen
vergießen und dachte auch viel daran, wie unvorstellbar es ist, das
meine eigenen Großeltern samt meines Vaters auch an der Flucht
teilgenommen hatten, dass sie in dieser Zeit gelebt hatten. Daran,
dass früher all die Häuser in Hamburg, die es bis ins Jetzt
überstanden haben, so anders aussahen, dass es keine Iphones gab,
die uns ständig dabei behilflich waren, uns von der Realität
abzulenken, obwohl die Realitätsflucht damals doch viel mehr Sinn
gemacht hätte, unter dem Regime, über das ich mir noch nicht
anmaßen möchte, irgendetwas zu schreiben, weil ich nicht glaube,
dass ich den Schrecken, die Grausamkeit dieser Vergangenheit in
adäquaten Worten zu beschreiben vermag.
Im Theater, ich war dort
alleine, ich bin dagewesen, weil es für mich gepasst hat,
weil ich Lust hatte, die Entscheidungen kamen bei beiden
Stücken ziemlich spontan, ich musste da auch nicht hin, weil ich
mich sozial verpflichtet hatte, ich war zu diesem Zeitpunkt ein
freier Mensch. Herrlich.
Was es mir gebracht hat?
Eine fokussierte Wahrnehmung des Stückes, eigene Eindrücke, eine
selbstständig entwickelte Meinung, weil ich während der Bildung
dieser Meinung nur mit mir selbst in Diskussion gehen konnte. Ich war
nicht abgelenkt von meinem Gegenüber, ich konnte mich ganz auf das
Hier und Jetzt einlassen.
Am Ende stirbt doch auch
wirklich jeder für sich selbst, nicht nur bei Hans Fallada, auch im
echten Leben. Wir können alle Menschen verlassen, nur uns selbst
nicht, außer vielleicht, wir werden schizophren, aber selbst dann
können wir nur zwischen A und B springen. In all dem Streben nach
gesellschaftlicher Anerkennung vergessen wir uns selbst. Und wir
müssen auch nicht befürchten, sofort eine schizoide
Persönlichkeitsstörung zu entwickeln, wenn wir ab und zu auch
„einzelgängerischen“ Aktivitäten nachgehen.
Für den Hipster gilt das
„Sich-selbst-vergessen“ auf jeden Fall schon mal, das möchte ich
hiermit deutlich postulieren. Die suchen doch alle nach dieser
angebeteten gesellschaftlichen Anerkennung und verrennen sich so sehr
in dieses Streben, dass sie ihre wahren Interessen vergessen. Hasst
mich jetzt ruhig.
Ich möchte außerdem
postulieren, dass man sich individuell durch den Tag schwingen soll,
anstatt immer nur mitzulaufen. Alleine ins Kino gehen. Alleine Essen,
im Restaurant. Alleine ein Bild malen. Alleine ein Projekt starten.
Manchmal muss ich
schmunzeln, wenn ich all die roten Mützen auf den Köpfen unserer
individuellen Jugend sehe, mit den Fjällräven-Rucksäcken in allen
Farben des Regenbogens auf dem Rücken, die von all diesen
Mützenliebhabern durch die Gegend flaniert werden. Dann heißt es,
sich dem seit Jahrhunderten unveränderten Smalltalk, Klatsch und
Tratsch hinzugeben und darüber zu vergessen, sich einfach mal eigene
Gedanken zu machen. Sich selbst zu vergessen, das scheint das Ziel zu
sein, Zweck ist die Verdrängung der Vergänglichkeit, oder so
ähnlich. Q. e. d. Ich stelle mir gern vor, wie sich all die Köpfe
mit den roten Mützen und den Fjällräven-Rucksäcken adrett
hinstellen, arrangiert wie zum Klassenfoto, und auf 3 gemeinsam
rufen: „Wir sind alle Individuen!“, ungefähr so wie bei dem
Leben des Brian.
Bei einer
Alleinunternehmung würden solche Miseren nicht passieren. Also los,
alleine ins Thalia-Theater, Hamburger! Als ersten Schritt zur
Befreiung! Christoph Waltz hat auch mal am Thalia-Theater gespielt.
Ob, wer auch immer diesen Artikel bis ans Ende gelesen hat, es schafft, sich wenigstens über eben diesen eine eigene Meinung zu bilden, selbständig und ohne Hilfe von Mitmenschen, bleibt abzuwarten. Aber als Belohnung für die Tapferkeit und Ausdauer beim Lesen möchte ich jedem von euch aufgeweckten Geistern noch drei Randomdinge für die kommende Zeit mitgeben. Sie lauten „pseudointellektuell“, „Die Sendung mit der Maus“ und „Lena Dunham“. Adé.
Samstag, 13. April 2013
Donnerstag, 7. März 2013
Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht.
Und mach dann noch 'nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Der Mensch ist gar nicht gut
Drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihn auf den Hut gehaut
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug
Darum haut ihn eben
Ruhig auf den Hut.
Gehn tun sie beide nicht.
Der Mensch ist gar nicht gut
Drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihn auf den Hut gehaut
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug
Darum haut ihn eben
Ruhig auf den Hut.
Montag, 14. Januar 2013
Sonntag, 13. Januar 2013
"Darkness fills my heart with calmness."
Stellt euch vor, da stehen ein blauer VW-Bus und ein grüner VW-Bus. Weil ich ein Faible für den blauen Bus habe, versuche ich, den passenden Schlüssel um jeden Preis aufzutreiben. Ich weiß, dass er versteckt ist, ich suche und suche, doch so sehr ich mich auch anstrenge, der Schlüssel bleibt in seinem Versteck. Bei der Suche stolpere ich über einen anderen Schlüssel, den Schlüssel zum grünen VW-Bus. Ich schmeiße ihn in die Ecke, weil ich ihn nicht brauche und nicht will. Natürlich KÖNNTE ich auch mit dem grünen VW-Bus fahren, es macht keinen Unterschied, das ist es, was der außenstehende Beobachter denkt. Doch ich weiß, dass der grüne VW-Bus explodiert, wenn ich die Zündung drehe. Ich habe den Zündstoff mit eigenen Augen gesehen, und weil ich Leben will, verzichte ich auf Mobilität. Ich muss mich nun also zu Fuß auf den Weg machen. Es wird länger dauern. Aber ankommen werde ich. Bei Zeiten.
"Daylight fills my heart with sadness."
"Daylight fills my heart with sadness."
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